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aus der Märkischen Oderzeitung vom 22.06.2017:

Modehändler bedauert Werbeverbot



Am liebsten wäre es Tom Kräft, dem Mitinhaber des Modehauses Kräft & Kräft, nach eigenen Angaben gewesen, wenn es die Aufregung um das durch den Landkreis Barnim verfügte Werbeverbot für sein Unternehmen nicht gegeben hätte. "Es ist schon eine komische Situation, dass wir darum kämpfen müssen, für Reklamezwecke Geld ausgeben zu dürfen", sagt der Unternehmer. Seit Mitte Mai wird in Eberswalde und auf Facebook über die Entscheidung gestritten, zwei vorgesehene Bus-Beschriftungen nicht zu erlauben, weil die Motive zu freizügig und der Verkehrssicherheit abträglich seien. Kräft & Kräft hatte auf einem Obus und einem Überlandbus der Barnimer Busgesellschaft (BBG) weibliche Modells zeigen wollen, die an einem Strand liegen oder auf einer Couch sitzen, und hätte dafür in fünf Jahren mehr als 50 000 Euro an die BBG gezahlt. Das Geld wäre letztlich dem Gesellschafter, dem Kreis Barnim, zugutegekommen."

Von Sven Klamann

Modehändler bedauert Werbeverbot

Zu heiß für die Buswerbung? Tom Kräft zeigt auf einen Teil der Bademode, deren Verkauf er über die rollende Reklame anheizen wollte.

© MOZ/Sven Klamann


"Wir haben immer noch Interesse daran, wenigstens einen Bus mit unserer Werbung durch Eberswalde oder das Umland rollen zu lassen", betont Tom Kräft, der auf ein klärendes Gespräch mit Landrat Bodo Ihrke oder einem seiner Vertreter hofft.

Gleichwohl ist der Mitinhaber des Modehauses Geschäftsmann genug, das seinem Unternehmen auferlegte Werbeverbot marketingmäßig auszuschlachten. Der Facebook-Auftritt von Kräft & Kräft geht durch die Decke, seit die Geschichte dort kommuniziert wurde. Über einen Blog hat sich sogar die CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld zu Wort gemeldet und ihre Unterstützung signalisiert. "Schade, dass ich nicht in Eberswalde wohne. Sonst würde ich nur noch in diesem Modehaus einkaufen", schreibt die Politikerin.

An einer Unterschriftensammlung des Unternehmens für Werbefreiheit auf Barnimer Bussen haben sich via Facebook bereits mehr als 1000 Abstimmende beteiligt. "Aktuell erklären 1169 Teilnehmer, dass sie die Argumente des Landkreises absolut nicht verstehen können. 35 Teilnehmer geben den Bedenkenträgern Recht", sagt Tom Kräft. Im Modehaus an der Friedrich-Ebert-Straße 17 liegen ebenfalls Unterschriftenlisten aus, in die sich bis Mittwochnachmittag knapp 120 Kundinnen und Kunden eingetragen haben. Zum Stadtfest FinE waren die Puppen im Schaufenster des Geschäftes mit "Zensur"-Balken versehen.

Unabhängig davon, ob der Landrat zu einem Gespräch bereit sei und es noch zu einem Werbevertrag mit der BBG komme, werde ab Herbst in Eberswalde großflächig für Wäsche von Kräft & Kräft geworben, kündigt der Mitinhaber an. Das Unternehmen habe Plakate bestellt. "Das Geld dafür bleibt leider nicht in der Region", bedauert der Geschäftsmann.