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aus der Märkischen Oderzeitung vom 18.12.2003:

Regionalverkehr wird schon wieder teurer

Zweite Preiserhöhung seit August / 8 Prozent mehr für Monatskarten

Berlin/Potsdam (awe) Schon acht Monate nach der jüngsten Preiserhöhung für Bus und Bahn werden die Tarife im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am 01. April 2004 ein weiteres Mal angehoben. Betroffen sind diesmal vor die Inhaber von Zeitkarten: Sie müssen im Schnitt 7,9 Prozent mehr bezahlen, während Einzelfahrscheine unverändert bleiben. Das hat der VBB-Aufsichtsrat gestern beschlossen.

Der neue Geschäftsführer des Verkehrsverbundes, Hans-Werner Franz, machte vor allem gestiegene Kosten bei den Verkehrsunternehmen im Land für die Anhebung verantwortlich: 11 Prozent höhere Treibstoffkosten auch Material (plus 4) und Mitarbeiter (plus 3 Prozent) seien teurer geworden.

Die Verkehrsbetriebe waren zunächst mit Forderungen von 10 Prozent in die Verhandlungen gegangen. "Dazu hat das Land gleich gesagt: Soviel machen wir nicht mit", berichtete gestern Ulrich Mehlmann, Abteilungsleiter für Verkehrspolitik im Potsdamer Verkehrsministerium. "Wir haben zunächst 6 Prozent angeboten." Am Ende habe man sich in der Mitte getroffen.

Fest stehe jedoch, so Mehlmann weiter, dass die nächste Tarifanpassung frühestens im April 2005 kommen werde. "Zwei Erhöhungen innerhalb eines Jahres werden die absolute Ausnahme bleiben", sagte auch Peer Giesecke, Landrat von Teltow-Fläming und Aufsichtsratsvorsitzender im VBB.

Mit den Zeitkarten werden ab April auch die Schülertickets um 5 bis 9 Prozent teurer. VBB-Chef Franz kündigte dazu an, "dass wir uns angeboten haben, Modelle zu entwerfen, die landesweit einheitliche Verfahrensweisen beinhalten".

Die jeweiligen Erhöhungen der Wochen-, Monats- und Jahreskarten fallen regional unterschiedlich aus. Brandenburg/Havel und Cottbus langen kräftiger zu (plus 10,2 Prozent) und ziehen so mit Frankfurt (Oder) gleích, das nur 6,9 Prozent mehr verlangt. Die Preiserhöhungen enthalten zumindest bei den Monatskarten ein Bonbon: Mit den "Umweltkarten", wie die Zeit-Tickets dann heißen, können werktags ab 20 Uhr sowie am Wochenende zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder fahren. (siehe Kommentar)

  Kommentar  

Der Stammkunde als Melk-Kuh

Von Andreas Wetzel


Jubel erntet eine Preiserhöhung nie - unpassender konnte die Anhebung für Bus und Bahn allerdings kaum verkündet werden: Gerade haben die Bürger erfahren, dass sie um 15 Milliarden Euro entlastet werden (was für den Einzelnen kaum bezifferbar ist), da wird ihnen eine vorzeitige Tarifanhebung präsentiert. Und zwar auf den Cent genau.

Bitter ist, dass es ausgerechnet die Stammkunden sind, die diesmal bezahlen müssen. Was hilft es denen, wenn die Einzelfahrscheine unangetastet bleiben, wenn manche Entfernungen quer durchs Verbundgebiet bei Einzelfahrten sogar günstiger werden? "Cash-Cow", "Melk-Kuh", hat VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz gestern die Monatskarte genannt. Und genau deren Käufer müssen bei dieser Preisrunde ran.

Die Verkehrsbetriebe haben es sich einfach gemacht: Kunden zu belasten ist leichter als Mehreinnahmen durch neue Kunden zu erzielen. Gerade auf dem Land finden sich offenbar noch zu viele Busunternehmen damit ab, dass außer Schülern und Rentnern ja sowieso keiner einsteigt. Anstatt sich zu fragen, mit welchen Ideen man das ändern könnte. Bleibt wenigstens ein Trost: Die Monatskarte gilt künftig abends und am Wochenende nicht mehr nur für einen Fahrgast. Diesen Bonus hatte man bisher mit der jetzt abgeschafften Premiumkarte bekommen.