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aus der Märkischen Oderzeitung vom 15.03.2004:

Erst zwei von drei Wartehallen neu

Studie zeigt: 35 Bushaltestellen in der Stadt nicht zeitgemäß und fahrgastunfreundlich



Von Michael Dietrich

Eberswalde (MOZ) Wenn die neuen, gläsernen Wartehallen an den Eberswalder Bushaltestellen nicht gerade eingeschlagene Scheiben, zerstörte oder beschmierte Sitze und Infotafeln aufweisen oder vor Unrat und Schmutz nur so strotzen, dann sehen sie eigentlich ganz gut aus. Von den 118 Haltestellen in der Waldstadt konnten mit Fördermitteln 83 modern ausgebaut werden.

Die Haltestellen sollen nicht nur bei Regen Schutz bieten, sondern auch für Rollstuhlfahrer und Blinde ein sicheres Einsteigen ermöglichen. Dazu werden die Haltestellen an die Einstiegshöhe der Busse angepasst, erhalten speziell geformte Bordsteine, die ein dichtes Heranfahren der Busse ermöglichen sowie Signalstreifen für Blinde, die mit Blindenstock ertastet werden können. Die Busfahrer sollen beim Halten genau an diesem Streifen die Tür öffnen.

Zum Service an den Bushaltestellen gehören ebenso Sitzbänke für Ältere, Abfallbehälter und Informationen zum Fahrplan. Bei einer Erhebung zum Zustand aller Bushaltestellen musste die Stadt jedoch feststellen, dass sie "nicht in vollem Umfang den heutigen Nutzungserwartungen" entsprechen und "den Anforderungen an einen zeitgemäßen und fahrgastfreundlichen ÖPNV nicht gerecht" werden. Gemeint sind vor allem jene 35 Haltestellen, die noch gar nicht erneuert wurden oder nur teilweise. Acht davon sollten 2003 neugebaut werden. Da es keine Fördermittel gab, ist die Realisierung auf dieses Jahr verschoben. Dabei handelt es sich um Haltestellen an der Breiten Straße Höhe Ackerstraße, Leibniz-Viertel, Robert-Koch-Straße und Dr. Gillwald-Höhe sowie an der Altenhofer Straße Höhe Mäckersee-Brücke und Erich-Steinfurt-Straße. Pro Haltestelle werden dabei im Schnitt 11000 Euro fällig. Weitere 16 Haltestellen sollen in den Jahren 2005 und 2006 neu gebaut werden, für die restlichen Haltestellen ist noch kein Modernisierungstermin in Sicht.

Als die Stadtverwaltung die Modernisierungspläne für die insgesamt 24 Haltestellen in den Jahren 2004 bis 2006 den Mitgliedern im Bauauschuss vorstellte, erntete sie sofort Kritik. An der Ackerstraße und Mäckersee-Brücke bestehe nur geringer Einsteigebedarf, monierte Ortsbürgermeisterin Karin Oehler. Sie und andere Auschussmitglieder hielten den Bau der neuen Haltestellen an der Drehnitz-Straße/Wildparkstraße und in Westend für dringlicher. Bauderzernent Gunther Prüger versprach, sich dazu noch einmal mit der Barnimer Busgesellschaft abzustimmen.


Anmerkung von H.B.:

In der Tat, die neugebauten Haltestellen sind Schmuckstücke. Allerdings entsprechen die gläsernen Wartehallen den Anforderungen der Praxis nur zum Teil.

Die gläsernen Wartehallen bieten für die Fahrgäste nur begrenzt oder gar keinen Schutz vor Witterungsunbilden. Insbesondere an den Wartehallen mit den fehlenden Seitenwänden ist die Schutzfunktion arg eingeschränkt bzw. gar nicht vorhanden. Der Wind mit Regen oder Schnee kann durch die Wartehallen mit den fehlenden Seitenwänden völlig ungehindert durchpfeifen. Da gerade ältere Fahrgäste die Busse und Obusse benutzen, ist das Sitzplatzangebot mit überwiegend nur 3 Sitzplätzen äußerst spärlich und ungenügend.

Getreu dem Motto "Was lange hält, bringt kein Geld!" ist auch das Material der Glasscheiben der gläsernen Wartehallen wohl nicht praxistauglich. Scheinbar kann man dem Vandalismus an den gläsenen Wartehallen nicht oder nur schwer Einhalt gebieten. Entsprechende Täter können nicht in ausreichendem Maße gefasst werden oder finden immer wieder Nachahmer. Vielleicht sind aber auch die doch recht großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und die damit verbundenen Materialspannungen eine Ursache für das sich in letzter Zeit häufende Zerbersten der gläsernen Scheiben! Besser und vor allem billiger wäre es wohl, nach einem neuem Materialersatz für die gläsernen Scheiben zu suchen.

Die Ortsbürgermeisterin, Frau Oehler, hat vermutlich Recht, die Haltestellen Ackerstraße und Mäckersee-Brücke haben nur ein sehr geringes Fahrgastaufkommem. Beide Haltestellen in Westend sind bestimmt wichtig, aber auch beide Haltestellen am Markt mit ihrem enormen Fahrgastaufkommen und auch die Haltestelle Gertraudenstraße sollten ebenfalls ganz nach oben auf die Prioritätenliste für Haltestellenneubauten gesetzt werden. Auf jeden Fall sollte sich unsere Verwaltung mit Leuten aus der Praxis, wie hier der Barnimer Busgesellschaft, abstimmen.

H. Bülow