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aus der Märkischen Oderzeitung vom 09.01.2008:

Barnimer Busgesellschaft: Pendler stehen im Mittelpunkt

Barnimer Busgesellschaft gleicht Taktzeiten mit der Bahn ab / Firmenstruktur wird überprüft / Zehn neue Busse

Eberswalde (MOZ) 2008 birgt für die Barnimer Busgesellschaft (BBG) etliche Herausforderungen: Die Konzessionen für die Linien müssen bei der Landesbehörde neu beantragt werden, es steht der Kauf von zehn neuen Fahrzeugen an, das Liniennetz soll überarbeitet. Außerdem sind da noch die Spritpreise, die 2007 nur eine Richtung kannten. Der Blick zurück zeigt aber auch, die BBG-Busse beförderten 2007 knapp zehn Millionen Menschen. Geschäftsführer Frank Wruck erwartet ein ausgeglichenes Betriebsergebnis und wälzt Ideen, um dies auch 2008 zu erreiche.

Von Hans Still

Eberswalde (MOZ) 2008 birgt für die Barnimer Busgesellschaft (BBG) etliche Herausforderungen: Die Konzessionen für die Linien müssen bei der Landesbehörde neu beantragt werden, es steht der Kauf von zehn neuen Fahrzeugen an, das Liniennetz soll überarbeitet werden. Außerdem sind da noch die Spritpreise, die 2007 nur eine Richtung kannten. Der Blick zurück zeigt aber auch, die BBG-Busse beförderten 2007 knapp zehn Millionen Menschen. Geschäftsführer Frank Wruck erwartet ein ausgeblichenes Betriebsergebnis und wälzt Ideen, um dies auch 2008 zu erreichen.

Wer pro Jahr rund eine Million Liter Diesel tankt, beobachtet jede Veränderung an der Zapfsäule mit Argusaugen. Auch die BBG musste 2007 einen ungeahnten Preissprung verkraften, fast 20 Cent Unterschied liegen zwischen den Diesel-Einkaufspreisen vom Jahresbeginn und den aktuellen Preisen. Zumal auch noch das Pflanzenöl teurer wurde. Die ehemals 25 Cent Preisvorteil pro Liter schrumpften mittlerweile auf fünf Cent pro Liter. Dabei hatte die BBG im Februar eine eigens für das Barnimer Unternehmen konstruierte Beimischungsanlage in Betrieb genommen. Geschäftsführer Frank Wruck zuckt mit den Schultern: „Wir können gegen die Entwicklung am Markt nichts machen, außer auf eine Korrektur der Preise zu hoffen.” In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies jedoch, der Busbetrieb musste erhebliche Belastungen hinnehmen. Dennoch erwartet Wruck einen ausgeglichenen Jahresabschluss 2007. „Wir hatten eine Preiserhöhung und konnten vom Schienenersatzverkehr bei der Heidekrautbahn und am Klinikum Buch profitieren. Das bescherte uns zusätzliche Einnahmen.”.

Gewagt, aber doch erfolgreich, so erwies sich zudem die Konzentration der Instandhaltung in Eberswalde. Die Werkstatt in Bad Freienwalde wurde 2007 aufgegeben, die Schichten in Eberswalde zusammengeführt. Dabei sparte die Geschäftsführung vier Schlosser ein, ohne diese betriebsbedingt zu entlassen. Altersteilzeitregelungen und Umsetzungen ermöglichten den sozialverträglichen Abbau der Arbeitsplätze.

Allerdings zeichnet sich ab, dass auch 2008 Veränderung zum Geschehen des Unternehmens gehören wird. Die Kreisverwaltung hatte 2007 ein Benchmark-Gutachten in Auftrag gegeben, um die Potenziale der BBG besser bestimmen zu können. Erste Ergebnisse liegen nun vor, demnach sollen in der Instandhaltung noch einmal zwei Stellen sozialverträglich eingespart werden. Eine zweite Aufgabe orientiert auf die Struktur der Firma, die mit Betriebshöfen in Bernau, Bad Freienwalde und Eberswalde regional aufgestellt ist. „Wir müssen prüfen, wie effektiv unsere Strukturen sind. Diese Prüfung wird sich nicht allein auf die Instandhaltung beschränken können”, gibt Wruck zu verstehen.

Zumal es Trends gibt, die die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens mit Sicherheit berühren. Dazu zählt der demografische Rückgang, der insbesondere im ländlichen Raum die Zahl der Kunden abschmelzen lassen wird. „Es gibt unstreitig einen Rückgang in der Fläche. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir über höhere Effektivität sprechen”, so Wruck. Besser einstellen will sich die BBG auf die Pendler, die angesichts der Spritpreise verstärkt die Angebote des öffentlichen Personennahverkehres nutzen. So sollen die Taktfrequenzen der Busse besser auf die Zeiten des schienengebundenen Nahverkehres abgestimmt werden. Dies gelte besonders für Bernau und Eberswalde und könnte unter Umständen zu Einbußen beim Überlandverkehr führen. Denn der Kreis hat als Eigentümer der BBG mit seinem Unternehmen einen Verkehrsvertrag abgeschlossen, der den Umfang der Leistung regelt. Sollten zugunsten der Pendler mehr Busse bestellt werden, stellt sich die Frage nach Einsparungen an anderer Stelle.

Durchaus Rätsel gibt beispielsweise in der Kreisstadt Eberswalde die Menge an Rädern auf, die in der Nähe des Bahnhofsgebäudes abgestellt werden. „Wir wüssten gern, was die Besitzer hindert, mit dem Bus zum Bahnhof zu fahren. Um das herauszubekommen, wollen wir eine Erhebung in Auftrag geben”, signalisiert der Geschäftsführer.

Um die Kontakte zu den Kunden besser zu knüpfen, verlegte die BBG ihr Kundencenter in den Gewerbeteil des Paul-Wunderlich-Hauses. In diesem Jahr will die BBG ihren Service dahingehend ausbauen, endlich eine zentrale Service-Nummer zu schalten, die in den Hauptzeiten auch erreichbar sein soll. Anlass ist die Tatsache, dass die Mitarbeiter im Kunden-Center häufig mit dem Verkauf von Fahrscheinen befasst sind und dann nicht das Telefon bedienen können. Eine Mitarbeiterin soll noch im ersten Quartal damit beauftragt werden.

Mit dem Kauf von zehn neuen Bussen nimmt die BBG 2008 mehr als zwei Millionen Euro in die Hand, um den Fuhrpark zu ertüchtigen. Gleichwohl erwartet Wruck in diesem Jahr ein klares Signal des Eigentümers, wie es mit dem Obus in Eberswalde weitergehen soll. „Wir müssen 2008 die Voraussetzungen für die Ersatzinvestitionen beim Obus schaffen. 4,5 Millionen Fahrgäste nutzen jährlich den Obus, der aus ökologischer Sicht weiterhin eine gute Alternative zu anderen Systemen bleibt”, gibt Wruck zu bedenken. Erst zum Jahr 2012 habe die Industrie ein Brennstoffzellenhybridbus in Aussicht gestellt, ob und zu welchem Preis das neue System kommen werde, sei derzeit nicht absehbar.

Das wichtigste Vorhaben des neuen Jahres hat indes schon begonnen. Bis zum März müssen die Konzessionsanträge für die Linien des Unternehmens beim Landesbetrieb vorliegen. ”Den Zuschlag erhält, wer das beste Gesamtangebot angibt”, erklärt Wruck das Prozedere. Bis zum Jahresende 2008 läuft die aktuelle Konzession, die Linienberechtigungen gelten jeweils für acht Jahre.