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aus der Märkischen Oderzeitung vom 10.04.2008:

Debatte über neue Obusse

Der Duo-Hybrid-Trolley könnte die herkömmliche Technik ablösen

Von Hans Still

Eberswalde (MOZ) Für die Obusse der Kreisstadt wird es möglicherweise Nachfolger geben, die notfalls auch ohne Oberleitungsnetz auskommen können. Ein Duo-Hybrid-Antrieb soll es möglich machen, dass beispielsweise Konzertgäste vom Eberswalder Bahnhof im Obus bis zum Kloster Chorin gefahren werden können. Dies sei laut Vizelandrat Carsten Bockhardt (CDU) ein vorstellbares Szenario für die nächste Generation der Obusse. Bockhardt sprach sich in einer von der Eberswalder CDU initiierten Podiumsdiskussion zur Zukunft der Obusse dafür aus, die Einführung eines Duo-Hybrid-Busses auf Probe zu prüfen.

Als Referenten hatte die CDU Dienstagabend in die Aula der Eberswalder Fachhochschule Christian Vana von der MAN Nutzfahrzeuge AG und Martin Schmitz von Vossloh Kiepe Düsseldorf eingeladen. Beide beschäftigen sich beruflich mit Elektroantrieben und Obussen und empfahlen der Stadt, auf Duo-Hybrid-Antriebe zu setzen. Dahinter verbirgt sich im Wesentlichen ein Niederflur-Obus, der beispielsweise ein Dieselaggregat mit 120 Kilowatt Leistung als zweite Antriebsquelle eingebaut bekommt. Wenn der Bus bremst, wird die Bremsenergie nicht etwa in Wärme umgewandelt, sondern mittels eines Generators in die Batterien eingespeist. Zudem könnten noch spezielle Superkondensatoren installiert werden, die während der Zeit am Oberleitungsnetz aufgeladen werden, um dann Strecken ohne Oberleitung zu überbrücken.

Vana skizzierte dem Vorteil des mittlerweile serienreifen Systems so: „Gerade bei Netzerweiterungen aufgrund städtebaulicher Entwicklungen bietet sich die Chance, diese Linien zunächst zu etablieren. Wenn die Fahrgastzahlen da sind und sich Oberleitungen lohnen, dann kann die Investitionsentscheidung auch später fallen.”

Martin Schmitz von Vossloh Kiepe belegte anhand der Entscheidungen anderer Städte wie Rom, Lecce oder Avelino (alle Italien) die Perspektiven neuer Trolleybussysteme. „Dort wird in Obusse investiert, um Schadstoffemissionen zu senken und die Fassaden alter Gebäude zu schützen. Außerdem sind Obusse, langfristig betrachtet, günstiger als Dieselbusse.”

Frank Wruck, Geschäftsführer der Barnimer Busgesellschaft (BBG), könnte sich beispielsweise vorstellen, auf der Linie 910 einen Obus mit alternativen Energiespeichern einzusetzen. So könnte die Linie Finowfurt mit Südend verbinden, obwohl nur 65 Prozent der Strecke durch Oberleitungen abgedeckt sind. Ideen, das Eberswalder Verkehrsangebot zu erweitern, bestehen laut Wruck durchaus. So könnte in Finow die Ringstraße erschlossen werden, die Ostender Höhen seien ein Thema wie auch der Anschluss des Finower Flugplatzes und des Walzwerks, wenn die avisierten Investitionen greifen. Wruck nannte den 04. November 2010 als Wunschtermin für neue Busse, dann feiert der Eberswalder Obus sein 70. Jubiläum.

Vizelandrat Bockhardt betonte indes, der Kreis werde nicht in eine Netzerweiterung der Oberleitungen investieren. Aus diesem Grund sei die vorgestellte Alternative ein „denkbare Variante” für Eberswalde.