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aus der Märkischen Oderzeitung vom 05.09.2008:

Barnimer Busgesellschaft: Sparkurs sorgt für große Ängste



Von Hans Still

Eberswalde (MOZ) Die Barnimer Busgesellschaft (BBG) darf auch in den kommenden acht Jahren ihre Strecken weiter bedienen. Doch Ruhe zieht damit nicht ins Unternehmen ein. Die Firma soll nämlich Millionenbeträge einsparen.

Die Stimmung schwankt zwischen kämpferisch und resigniert. Seitdem bei den 240 BBG-Mitarbeitern bekannt wurde, dass Aufsichtsrat und Gesellschafter millionenschwere Einsparungen fordern, geht im Unternehmen die Angst um. „Wenn selbst Mitarbeiter mit 30 Berufsjahren im Unternehmen fragen, ob ihr Job noch sicher ist, dann ist das wohl Alarmzeichen genug”, gibt Betriebsratsvorsitzender Klaus-Dieter Gröhler zu bedenken.

Tatsächlich steht die BBG vor der Aufgabe, bis 2011 jährliche Betriebskosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro einzusparen. Wie hoch das jährliche Budget der BBG ist, will Geschäftsführer Frank Wruck allerdings nicht öffentlich machen. „Das sind Betriebsinterna”, lehnt er eine Antwort ab. Der jährliche Zuschuss des Kreises für die BBG beträgt 1,5 Millionen Euro.

Bis Ende November muss Geschäftsführer Frank Wruck nun einen Maßnahmeplan vorlegen, der einerseits auf den Erkenntnissen eines Hamburger Beratungsunternehmens beruht (BSL Management Consulting), aber auch Spielraum für eigene Vorschläge lässt. „Es gibt eine Liste von 60 Vorschlägen. Diese Liste sieht auch betriebsbedingte Entlassungen und Lohnkürzung vor. Es wird auch vorgeschlagen, die Lehrlingsausbildung komplett einzustellen, um Kosten zu sparen”, bestätigte Wruck gestern der MOZ.

Verwaltung, Fuhrpark und Betrieb wurden von den Hamburger Wirtschaftsprüfern untersucht - besonders im Lohngefüge sieht die BSL Management Consulting „große Möglichkeiten zum Sparen”. Konkret geht es um Besitzstandsregelungen der älteren Kollegen, die mit einem Altvertrag in der Tasche beispielsweise schon jahrelang hinterm Lenkrad sitzen. Sie kosten der BBG deutlich mehr als die Fahrer der Verkehrsservicegesellschaft (VSG), die mit weniger Gehalt eingestellt wurden. „Über die Besitzstandsregelungen der Altbelegschaft müssen wir reden, bei privaten Busunternehmen wurden diese bereits abgebaut. Das behindert uns im Wettbewerb, denn das Ziel der Umstrukturierungen besteht ja darin, vergleichbar effektiv zu wirtschaften”, so Wruck, der allerdings die Meinung vertritt, dass die BBG keineswegs weniger Fahrer braucht. „Beim Fuhrpark sehe ich kein Einsparpotenzial”, bestätigt er.

Bei der Gewerkschaft Ver.di und dem Betriebsrat stoßen die Sparideen erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. „Man kann ein Unternehmen auch kaputt sparen”, warnt Betriebsratsvorsitzender Gröhler. Die Meinung der Belegschaft ist klar: „Beim Lohn und beim Personal hört die Freundschaft auf. Wir haben schon genug geblutet”, bekräftigt der Betriebsratsvorsitzende.

Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt (CDU) würde sich indes mehr Kooperation bei der Belegschaft wünschen. „Mein Ziel ist es, das kommunale Unternehmen zu stärken und zu zwingen, 2011 einen konkurrenzfähigen Kilometerpreis anzubieten, der auch nach den neuen EU-Kriterien die Direktvergabe der Beförderung an die BBG erlaubt.”

Dies sei, laut Bockhardt, das einzige Kriterium für die Maßnahmen, die Aufsichtsrat und Gesellschafter beschließen werden.