Bernau/Eberswalde (MOZ) Vier Millionen Euro sollen bis 2020 zusätzlich in den Öffentlichen Personen- und Nahverkehr (ÖPNV) im Barnim fließen.
Außerdem fordert der Landkreis vom Land deutliche Nachbesserungen im Landesnahverkehrsplan bis 2022 und hat dazu Forderungen in einem Brief
an Ministerin Kathrin Schneider (SPD) formuliert.
Das Schreiben, das dem Kreiswirtschaftsausschuss jetzt vorlag, wurde nach dem Regionaldialog des Verkehrsverbundes in Angermünde ans Infrastruktur-Ministerium gesandt. Die Einführung eines 30-Minuten-Taktes auf der Strecke des RE 3 von Berlin nach Angermünde über Bernau und Eberswalde dürfe nicht erst 2026 erfolgen, sondern sofort nach dem erfolgten zweigleisigen Umbau des Karower Kreuzes, heißt es darin. Außerdem werde die Verlängerung der Heidekrautbahn RB 27 von Berlin-Karow nach Gesundbrunnen als Wiederinbetriebnahme der Stammstrecke unterstützt. Auch die Strecke Schönwalde-Karow sei beizubehalten, schreibt Landrat Bodo Ihrke (SPD) an Parteikollegin Schneider. Für die RB 25 von Ostkreuz über Ahrensfelde, Blumberg nach Werneuchen seien größere Fahrzeuge nötig, auch ein 30-Minutentakt zur Entlastung der Bundesstraße 158 wird gefordert. Hinzukommt die überfällige Taktverdichtung auf der S-Bahn-Linie 2. Der Fahrgaststau in Berlin-Buch sei auch dem Bezirksamt Pankow ein Dorn im Auge. Der Kreis geht von einer fehlerhaften Untersuchung der Korridore aus, die der VBB angestrengt hatte. Ihrke sieht "grenzwertige Belastungen" und
"zwingenden Handlungsbedarf". Auch zwischen Templin und Joachimsthal sei die Bahnstrecke dringend wiederzubeleben, heißt es in dem Papier. Diese Punkte würden allesamt von einer breiten Öffentlichkeit getragen.
Um mit gutem Beispiel voranzugehen, will der Landkreis in seine ÖPNV-Entwicklungsstrategie zusätzliche Finanzmittel von vier Millionen Euro stecken. Auf vier Füßen steht das nun vorgeschlagene Konzept, das Barnims Strukturentwicklungsdezernent Wilhelm Benfer im Wirtschaftsausschuss vorstellte. Mehrheitlich folgte das Gremium dem Maßnahmeblock, der teilweise, wie Benfer betonte, experimentelle Züge trägt. Die Kreis-Nahverkehrsplanung, die bis 2026 vorliegt, geht von einem weiteren Anstieg an Einwohnern aus. Die Ballungsgebiete Bernau, Eberswalde und die ländlichen Teilgebiete des Barnims würden daher berücksichtigt, so Benfer.
Dazu hat der Landkreis neben einer Untersuchung zum kundenorientierten Obus-Angebot für Eberswalde auch ein Konzept zum Mobilitätsmanagement erstellt. Vorbereitet werden weitere Pläne zum wirtschaftlich tragfähigen Ausbau der Fahrzeugflotte der Barnimer Busgesellschaft mbH (BBG) und zu einem Rufbuskonzept nach dem Vorbild des Landkreises Anhalt-Bitterfeld.
Bisher, so heißt es, wurden vor allem 15-Meter-Busse runderneuert. Nun sollen Gelenkbusse für den BBG-Fuhrpark angeschafft werden. Während bislang die Obusse mit dieselgetriebenen Stromgeneratoren fahren, erhalten sie laut Plan eine Batterie, die auch ohne Oberleitungen emissionsfrei funktionieren. Außerdem sollen die Umlaufzeiten für Eberswalde mit einer digitalen Steuerung stabilisiert und verkürzt werden. Dann können über ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem der BBG die Ampeln digital angesteuert werden. Die Obusse verschaffen sich, vereinfacht dargestellt, freie Fahrt an großen Kreuzungen und müssen nicht warten. Das Ganze schlägt mit 3,6 Millionen Euro zu Buche.
Defizite wurden im Rahmen eines Mobilitätskonzeptes vor allem in Werneuchen, Wandlitz, Britz und Schorfheide aufgetan. Mit einer Station am Bahnhof Werneuchen, die Bike- und Carsharing-Angebote sowie Taxis und ÖPNV verknüpft, soll die Mobilität am Endpunkt der Wriezener Bahn erhöht werden. Dafür stehen 400 000 Euro bereit. In Schorfheide könnte ein Bürgerbus fahren. Wie genau das vonstatten geht, ist noch zu untersuchen. Ein
Bürgerbusverein könnte Linien über die neun Ortsteile und Fahrpläne festlegen. Im Amt Britz-Chorin-Oderberg ist ein Bürgerauto vorgesehen.
Wandlitz soll ein öffentliches Fahrradverleihsystem bekommen, was nicht ganz unkritisch im Ausschuss diskutiert wurde. Für Optimierungen von Bussen im Raum Bernau sowie Buch-Panketal-Ahrensfelde stehen ebenso 20 000 Euro bereit.
Der Kreis-Finanzausschuss stimmte zu, abschließend berät der Kreistag Barnim am 20. September im Kreishaus.