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aus der Märkischen Oderzeitung vom 26.02.2003:
Obus-Linie nach Südend
Barnimer Busgesellschaft soll ihr Angebot in der Eberswalder Innenstadt erweitern
Von Monika Schmidt
Eberswalde (MOZ) Für die Pläne des SPD-Ortsvereins, die Buslinien in der Stadt zu erweitern, hat die Barnimer Busgesellschaft jetzt eine Variante entwickelt. Mit dem Thema wird sich auch eine Diplomarbeit beschäftigen. Die Ergebnisse sollen im Juni vorliegen.
"Wir wollen bekanntlich zwei Projekte umsetzen. Zum einen geht es um die Obus-Erschließung des künftigen Wohngebietes Südend, zum anderen um ein attraktives Busangebot in Westend. In diesem Stadtteil wohnen sehr viele ältere Menschen, die aufgrund der weiten Wege schon einen Umzug planen", formulierte der Vorsitzende Peter Kikow das Ziel des SPD-Ortsvereins. Am Montagabend gab es dazu eine erste Diskussion. Gast der Runde war Frank Wruck, der Geschäftsführer der Barnimer Busgesellschaft, der mit konkreten Vorschlägen aufwarten konnte. Das kommunale Unternehmen befördert allein im Obus-Bereich vier Millionen Fahrgäste im Jahr. "Damit unternimmt jeder Eberswalder jährlich 100 Fahrten", sagt Wruck nicht ohne Stolz.
Eine Anbindung des Behördenzentrums und des Wohngebietes Südend an das Obus-Netz sollte in absehbarer Zeit erfolgen, sagte Wruck. Haben sich die neuen Bewohner erst einmal an die Fahrt mit dem eigenen Auto gewöhnt, seien sie nur schwer zu bewegen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Die technischen Voraussetzungen in diese Richtung lassen sich relativ leicht bewerkstelligen. Im Grunde reiche es aus, die Fahrleitung nach Südend nachzuziehen. An der Fahrzeugkapazität ändere sich nichts. "Das Obus-Netz müßte an der Kreuzung Freienwalder Straße/Tramper Chaussee aufgesplittet werden. Der Fahrplantakt würde sich von derzeit rund 12 Minuten auf 20 bis 25 Minuten erhöhen", sagt Wruck. Die Gesamtinvestition in diesem Falle liege bei etwa einer Million Euro. 75 Prozent davon ließen sich aus Fördermitteln des Bundes abdecken.
Eine separate Linie mit Dieselfahrzeugen hätte die Anschaffung neuer Busse, damit zusätzliches Personal zur Folge und falle demzufolge aus Kostengründen erst gar nicht in Betracht.
Die Überlegungen für eine bessere Anbindung des Westender Stadtteiles an den öffentlichen Peronennahverkehr seien folgendermaßen: Die im Stundentakt rollende Linie Busbahnhof in Richtung Krankenhaus mit schlechter Auslastung wird über die Wildparkstraße weitergeführt. Problem dort sei allerdings die fehlende Wendemöglichkeit. "Die Frage daher: Macht es Sinn, die beiden Linien Busbahnhof - Tierpark (gemeint ist die Linie 865/H.B.) und Busbahnhof - Kaufland - Zetkinsiedlung (gemeint ist die Linie 864/H.B.) miteinder zu verbinden und einen Pendelverkehr zwischen Markt -Wildparkstraße einzurichten. Doch auch dann müssen die Fahrgäste irgendwie zum Busbahnhof gelangen", so Wruck. Eine Lösung dafür hatte er nicht parat.
Von der Stadt erwarte die Busgesellschaft eine andere Verkehrsregelung im Brandenburgischen Viertel und an der Friedrich-Ebert-Straße. "Die Rechts vor Links-Regelung in den Tempo-30-Zonen tun uns richtig weh", sagte Wruck. Besonders an der Ebertstraße komme der Obus nur sehr langsam voran. Um Verspätungen im Fahrplan zu kompensieren, müsse die Busgesellschaft derzeit ein zusätzliches Fahrzeug vorhalten. Bei einem zeitgünstigerem Umlauf der jeweiligen Buslinie könne wesentlich wirtschaftlicher gearbeitet werden.
Auf der Eisenbahnstraße ab Einbindung Grabowstraße wäre eine Busspur wünschenswert. An der Poratzstraße im unteren Bereich der Kurve werde es zwischen den parkenden Autos immer schwieriger für den 18 Meter langen Gelenkbus eine Lücke zu finden.
"Das Problem Ebertstraße ist uns bekannt. Wir haben auch schon darüber gesprochen", räumte Bürgermeister Reinhard Schulz (parteilos) ein. Es gebe auch schon einige Anträge von Fraktionen, die jetzt im Bauausschuss beraten werden sollen. Die Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 an der Ebertstraße hatten die Stadtverordneten mit dem neuen Verkehrskonzept für die Innenstadt beschlossen. Laut Straßenverkehrsordnung gilt dafür automatisch die Recht-vor-Links-Regelung.
"Ich habe überhaupt keine Probleme, eine Rolle rückwärts zu vollführen. Wir werden an der Ebertstraße keine Fußgängerzone hinbekommen", so Schulz. Schon gar nicht mit dem Bau des neuen Kreishauses auf dem Pavillonplatz. Was Poratz- und Eisenbahnstraße angehe, werde er mit dem Bauamt sprechen. Hoffnungen auf eine Änderung der Tempo-30-Zone im Brandenburgischen Viertel machte das Stadtoberhaupt allerdings nicht.
Mit der Erweiterung der Obus-Linie noch in diesem Jahr rechnen weder SPD-Ortsverein noch Barnimer Busgesellschaft. Zudem muss das Einverständnis des Kreises eingeholt werden. Der Landkreis ist mit 75 Prozent Hauptgesellschafter des kommunalen Busunternehmens, 25 Prozent der Anteile hält der Landkreis Märkisch-Oderland.
"Eine Anbindung des Behördenzentrums an das Obus-Netz ist bereits im Gespräch. Allerdings muss sich die Stadt an den Kosten beteiligen", sagt Martina Kohl, Pressesprecherin der Kreisverwaltung. Westend sei bisher kein Thema.