Sie sind hier: Übersicht > 5. Archiv > Wann kommt der Bus genau?


aus der Märkischen Oderzeitung vom 19.10.2004:

Wann kommt der Bus genau?



Bald Informationssystem wie in Berlin: Barnimer Busgesellschaft plant Anzeigetafeln an Haltestellen

Von Hans Still

Kreis Barnim (MOZ) Das ungewisse Warten hat bald ein Ende: Wenn zum Jahresanfang das rechnergestützte Betriebsleitsystem der Barnimer Busgesellchaft (BBG) an den Start geht, bekommen die Fahrgäste an vielen Haltestellen minutengenau Ankunft und Abfahrt der Busse über Anzeigen mitgeteilt. 2,5 Millionen Euro kostet die technische Neuerung.

Die Verkehrsbetriebe der Kreise Barnim, Uckermark und Märkisch-Oderland kooperieren bei diesem Projekt und lassen ihre Daten über einen Großrechner laufen. Der Wille zur Zusammenarbeit fand beim Land Anerkennung in Form von klingender Münze: 75 Prozent der Kosten finanziert das Land mit Fördermitteln. Die BBG, so Geschäftsführer Frank Wruck, bereitet sich mit Hightech auf den Wettbewerb vor.

Busfahren war früher eine simple Angelegenheit: Da fuhr der Schlenki Marke Ikarus vor, zisch, alle Türen auf und rein in das Gefährt. Hauptsache drin, irgendwann wird der Bus schon losgondeln. Pünktlichkeit war den Kunden damals sicher ebenso wichtig wie heute, aber weil ja kaum jemand ein Auto besaß, blieb ja doch nur immer wieder nur der Bus zur Auswahl. Auch wenn er nicht besonders pünktlich fuhr.

Heute hingegen steht der Bus im harten Wettbewerb mit dem Privat-Pkw: ",Qualität spielt eine immer größere Rollen im Wettbewerb um die Kunden",, bekommt BBG-Geschäftsführer Wruck täglich zu spüren. 9,5 Millionen Fahrgäste befördert das Unternehmen pro Jahr, 4,6 Millionen Kilometer legen die Busse der BBG dabei zurück. Die Kunden erwarten unterdessen vom Busunternehmen absolute Pünktlichkeit und zuverlässigen Service. Technische Innovationen halten darum Einzug, wie beispielsweise das rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) an 2005. Die Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe kennen das System bereits: Mehrzeilige Anzeigen informieren an den Haltestellen über Ankunft und Abfahrt der Busse. Und auch in den Bussen sorgen Anzeigen für wichtige Informationen.

Doch damit allein ist es nicht getan, wie Geschäftsführer Wruck erklärt: "Alle Buslinien der drei beteiligten Unternehmen laufen über das Rechnersystem. Somit besteht jederzeit volle Übersicht über Pünktlichkeit, Fahrgeschwindigkeit, momentaner Aufenthaltsort und so weiter."

Die Vorteile sind ganz praktischer Natur, wie Wruck bestätigt. "So kann der Einsatzleiter bei absehbarer Verspätung eines Busses reagieren und die Fahrer der Anschlusslinien anweisen, noch zwei Minuten zu warten, um den Kunden das problemlose Umsteigen zu ermöglichen."

Auch der Fahrer bekommt sozusagen interaktiv übermittelt, wenn er sich im Verzug befindet oder aber einen Zeitvorsprung herausgefahren hat. Der dafür notwendige Großrechner steht in Angermünde und bietet das Potenzial, die Linienübergänge der drei Gesellschaften aufeinander abzustimmen. Zugleich bekommen die Geschäftsführer mit dem System ein äußerst effektives Werkzeug aus der Abteilung Controlling in die Hand.

"Wir können anhand der Daten genau ersehen, wie viele Kilometer auf jeder Linie gefahren wurden. Wenn wir diese Daten mit den Fahrgastzahlen in Beziehung setzen, lässt sich die Rentabilität jeder Linie exakt darstellen. Wir wissen dann genau, auf welcher Linie wie viel Geld eingenommen wurde. Für den zu erwartenden Wettbewerb und die Ausschreibung des Busverkehrs durch die Landkreise sind wir damit gut vorbereitet."

Beinahe zwei Jahre lang dauerte die Einrichtung des Systems, das nur seinen Sinn erfüllt, wenn alle Linien und Daten der beteiligten Unternehmen komplett eingegeben wurden. Über GPS-Empfänger erhält der Großrechner die genauen Positionen der Busse. Wie auf dem Radar einer Flugleitzentrale lassen sich somit die Busse verfolgen. Zwei der dafür notwendigen Bildschirme werden auch in der Leitzentrale des Bernauer Betriebshofes aufgestellt, für den Hans-Joachim Schneider zuständig ist. Er erwartet entscheidende Erleichterungen: "Was bislang mit viel Aufwand operativ gemanagt werden musste, kann dann problemlos überblickt werden", freut er sich auf die neue Technik.

In Eberswalde wurden viele Anzeigetafeln bereits installiert, in Bernau liegen die Anträge für die neuen Anzeigetafeln beim Bauamt zur Bearbeitung. Doch die Standorte sind bereits ausgewählt: Am Bernauer S-Bahnhof sowie am Bahnhofsvorplatz, am Barnim-Gymnasium und in der August-Bebel-Straße in Richtung Stadtausgang werden die digitalen Anzeigen ihren Platz finden.

Das Foto zeigt den Mast für die digitale Anzeige an der Haltestelle Am Markt.

Mast für die digitale Anzeige an der Haltestelle Am Markt