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aus der Märkischen Oderzeitung vom 25.04.2007:
Obus-Auftrag vergeben
Berliner Planer legen in vier Monaten Ergebnisse vor / Debatte bereits in vollem Gang
Kreis Barnim (MOZ) Der Landkreis hat das Gutachten zur Berwertung des Obus-Verkehrs im Barnim in Auftrag gegeben. Den Zuschlag erhielt die Berliner
Firma Proziv Verkehrs- und Regionalplaner. Innerhalb von vier Monaten rechnet Dezernent Carsten Bockhardt (CDU) mit Ergebnissen. In der Ö
ffentlichkeit wird das Agieren des Kreises bereits heute heftig dikutiert. Der Tenor: Mit der Erneuerung der Obusse würde sich Eberswalde in
eine weltweite Entwicklung einreihen.
Von Hans Still
Leise, abgasfrei, flott - wenn es um die Vorteile des als Strippenbus bekannt gewordenen Obus-Verkehrs geht, mangelt es Mattis Schindler nicht an
Argumenten. Der Verkehrsingenieur aus Berlin engagiert sich in der Obus-Aktionsgruppe "TrolleyMotion" und blickt derzeit mit einiger Sorge
nach Eberswalde. Denn wie berichtet, legt der Landkreis die Zukunft der Obusse in die Hände eines Gutachters.
Bewertet werden soll die Effektivität des Eberswalder Stadtverkehres. Angesichts der anstehenden Investitionen in Millionenhöhe eine
nachvollziehbare Reaktion, findet auch Schindler. Von 15 neuen Bussen beziehungsweise der kompletten Instandsetzung von 15 Fahrzeugen ist bei
Bockhardt die Rede. Schindler hingegen orientiert auf zwölf zu ersetzende Busse, da derzeit nicht mehr Busse im Eberswalder Strippennetz
eingesetzt werden. "Prinzipiell ist es richtig, vor großen Investitionen die Wirtschaftlichkeit zu betrachten. Allerdings sind dann auch
alle Faktoren zu berücksichtigen", findet Schindler, der in einem offenen Brief an das Landratsamt und an Bürgermeister Friedhelm
Boginski (FDP) auf wichtige Aspekte hinwies.
So lohnen sich seiner Meinung nach Investitionen, da erst vor einigen Jahren die Linien 861 und 862 mit Fördermittel des Landes und Eigenmitteln der Barnimer Busgesellschaft (BBG) errichtet beziehungsweise
erneuert wurden. Auch die fünf bis zehn Jahre längere Nutzungsdauer eines Obusses sollte dazu führen, dass Mehrkosten bei der
Anschaffung "wieder eingefahren werden". Rund 120 000 Euro würden nach Schindlers Schätzung die Mehrkosten bei der Anschaffung
eines Busses betragen. Weil aber die ausgedienten Fahrzeuge immer noch mit 70 000 Euro Wiederverkaufswert zu Buche schlagen, wirke sich dieser
Betrag kostenmindernd aus.
Weitere Argumente führt Schindler ins Feld, um der Stadt eines ihrer wichtigsten Markenzeichen zu erhalten. So könnte mit einer
Netzerweiterung der Linie 910 Südend - Finowfurt die Umweltbelastung in der Stadt weiter gesenkt werden. "Mit der Erweiterung des Obus-
Wagenparks würde sich Eberswalde in eine weltweite Entwicklung einreihen", sagt Schindler und nennt Eberswalde in einem Atemzug mit Rom,
Minsk oder Salzburg.
Stellungnahmen zum Gutachten bezog gegenüber der MOZ auch BBG-Geschäftsführer Frank Wruck. Er plädiert dafür, statt eine
emotionale Diskussion zu führen im Barnim "ganz bewusst eine umweltpolitische Entscheidung zu treffen", wie es beispielsweise beim
Eberswalder Kreishaus vorgemacht wurde. "Die Entscheidung zum Kreishaus skizziert den richtigen Weg. Es geht um die Reduzierung von Feinstaub
und Energiekosten", so Wruck, der weiter dafür votiert "sauber zu rechnen, statt eine vernagelte Debatte zu führen".
Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt nahm derweil mit großem Interesse die öffentlichen Ankündigungen der Eberswalder CDU
entgegen. "Ich freue mich über das Engagement für den Erhalt der Obusse", sagte er und deutet an, unter Umständen auf das
Thema zurückkommen zu wollen. Genau dann nämlich, wenn nach dem Gutachten die Wirtschaftlichkeit infrage stehe. "Dann wäre es
schön, wenn die Stadt sich an der Finanzierung von Defiziten beteiligen würde", so Bockhardt abschließend.