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Wortmeldung der Mitglieder der Gewerkschaft ver.di in der Barnimer Busgesellschaft und Aufruf an die Kreistagsabgeordneten anlässlich der 26. Sitzung des Kreistages Barnim, September 2008
Die Barnimer Busgesellschaft, ein Garant für sicheren, bezahlbaren und attraktiven ÖPNV in der Region?
Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger,
sehr geehrte Volksvertreter,
die Beschäftigten der Barnimer Busgesellschaft werden seit Jahren mit dem Gespenst Europa bedroht.
Unsere Gewerkschaft ver.di hat bereits vor fünf Jahren einen Absenkungstarifvertrag für die damals Beschäftigten zugestimmt. Gleichzeitig wurde erheblich schlechteren Einstiegsbedingungen von neu einzustellenden Kolleginnen und Kollegen zugestimmt. Dies alles sollte dem Unternehmen einen Zeitraum für eine echte Konsodilierung geben, um am Markt zu bestehen. Dies ist gelungen und die BBG steht gut da, ja ist ein echtes Aushängeschild für die Region Barnim und teilweise auch in der Region Märkisch-Oderland.
Dies haben wir geschafft unter teilweisen harten Einschnitten beim Lohn und bei den Arbeitsbedingungen. So haben wir bei der Einführung des Spartentarifvertrages für den Nahverkehr in Brandenburg auf weit über 10 Prozent unserer Einkommen verzichtet. Jeder plant mit dem Einkommen und ist Verpflichtungen eingegangen. Da bringen Lohnreduzierungen in derartigen Größenordnungen viele unserer Kolleginnen und Kollegen an die Grenze des Verkraftbaren.
Damit nicht genug!
Kürzlich hat der stellvertretende Landrat Herr Bockhardt (CDU) ein Gutachten in Auftrag gegeben, festzustellen, wo bei uns im Unternehmen noch gespart werden könnte. Die Ergebnisse des Gutachtens hätte Herr Bockhardt auch billiger haben können.
Dann hätte Herr Bockhardt das nun ausgegebene Geld für das Gutachten unserem Unternehmen geben können und ein Teil unserer Aufwendungen, die wichtig sind, wären besser finanzierbar gewesen.
Bei vollständiger Umsetzung des Gutachtens wäre die BBG nicht mehr dieselbe. Von Qualität und Sicherheit der Beförderung würden unzumutbare Abstriche gemacht. Löhne und Gehälter würden ein Niveau erreichen, dass vielleicht vor 10 Jahren eine Familie ernährt hätte.
Im Ergebnis heißt es im Gutachten, Löhne noch weiter runter, Dienstkleidung abschaffen, Wartungsintervalle verlängern, Busse länger laufen lassen, das Angebot an Linien überdenken und die Krönung des Ganzen, in einer Region, die ausblutet, soll in der Barnimer Busgesellschaft die Perspektive der Jugend - eine betriebliche Ausbildung - abgeschafft werden.
Könnte man doch vermuten ”Wessen Brot ich es, dessen Lied ich sing”!
Wie sieht dann das Aushängeschild aus? Fahrer in Jeans und Pulli? Busse, bei denen man sich nicht sicher sein kann, ob sie die nächste Tour auch durchhalten und völlig überaltert sind? Wo bleibt da die Attraktivität des ÖPNV?
Auf der Strecke!
Wir fordern Sie als Volksvertreter auf,
einer weiteren Kürzung der Zuschüsse für den ÖPNV nicht zuzustimmen, darauf zu achten, dass nur ein attraktiver ÖPNV dazu geeignet ist, den Umstieg vom Individualverkehr zur öffentlichen Beförderung zu erreichen und damit auch die Resource Umwelt zu schonen; nicht zuletzt aber auch dafür Sorge zu tragen, das wir als Beschäftigte nicht in prekäre Beschäftigung gedrängt werden, denn wir geben unser Entgelt Monat für Monat aus und stärken die Kaufkraft in der Region.
Und Sie liebe Bürgerinnen und Bürger der Region bitten wir,
treten Sie gemeinsam mit uns für vernünftige Arbeitsbedingungen unserer Kolleginnen und Kollegen ein und unterstützen Sie unseren Kampf für einen fahrgastfreundlichen und attraktiven ÖPNV, der auch weiterhin für jeden bezahlbar bleiben muss und deshalb immer auf Zuschüsse aus den öffentlichen Haushalten angewiesen sein wird.
Wir die Beschäftigten der Barnimer Busgesellschaft haben unserem Arbeitgeber signalisiert, dass wir bereit sind, für einen weiteren Zeitraum Arbeitszeitverkürungen zu akzeptieren. Hier ist für uns jedoch der Weg entscheidend.
Genau für diesen Weg haben Arbeitgeberverband und unsere Gewerkschaft einen Tarifvertrag zur sozialen Absicherung vereinbart und sich damit verpflichtet, diesen zu nutzen. Auf diesen Pfad setzt jedoch die Geschäftsführung der BBG nicht. Sie versucht, die Beschäftigten einzelvertraglich in Teilzeit zu bringen. Für uns ein klarer Tarifbruch und zu verurteilen. Wir wissen nicht, ob der Anteilseigener diesen Weg auch favorisiert und vielleicht sogar fördert.
Wir bitten Sie, liebe Volksvertreterinnen und Volksvertreter dafür zu sorgen, dass geltende Tarifverträge auch weiterhin mit Leben erfüllt und vor allem eingehalten werden. Dies gehört zu unserer demokratischen Grundordnung dazu und um diese zu sichern, werden auch unsere Kolleginnen und Kollegen Busfahrer, Schlosser und Verwaltungsangestellte am Sonntag zur Wahl gehen und viele von Ihnen mit einem derartigen Auftrag ausstatten.
Wir rechnen auf Ihre Unterstützung.
Die Mitglieder der Gewerkschaft ver.di in der Barnimer Busgesellschaft
V.i.S.d.P.: Jens Gröger, Landesbezirksfachleiter Verkehr im ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg,Köpe
Berlin, Funktel.01705748541