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2.4. Fahrgäste
Die Benutzer der Obusse kommen aus allen Schichten der Bevölkerung, wie in jeder anderen Stadt auch. Ob Schüler, Studenten, Arbeiter, Angestellte, Rentner und andere nicht Genannte, früher oder später fährt jeder mal mit dem Obus, und sei es nur, weil der PKW in der Werkstatt ist.
Schwarzfahren ist auch wie in jeder anderen Stadt ziemlich "in".
Leider !!! Ich kann schließlich auch nicht zum Bäcker gehen und mir einfach ein Brot oder Brötchen nehmen, ohne zu bezahlen.
Obwohl ab dem 09.08.2004 der Einstieg vorn bei den Obus-Fahrern bzw. Obus-Fahrerinnen auch auf den beiden Obus-Linien 861 und 862 im Eberswalder Stadtverkehr wieder eingeführt wurde und die Fahrgäste aufgefordert sind, ihren Fahrausweis den Obus-Fahrern bzw. Obus-Fahrerinnen zur Kontrolle vorzuzeigen, versuchen einige Fahrgäste immer wieder die Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerinnen bei ihrer Fahrscheinkontrolle arglistig zu täuschen. So werden bereits mehrere Wochen abgelaufene Wochen- oder Monatskarten sowie Einzelfahrscheine, die ihre zeitliche Gültigkeit überschritten haben, den Obus-Fahrern bzw. Obus-Fahrerinnen präsentiert. Viele Berliner Gäste, die unsere Stadt besuchen, glauben das sie mit ihrem Berliner ABC-Ticket auch die halbe Republik bereisen können. Wenn Sie daraufhin gewiesen werden, dass Eberswalde weit außerhalb des Berliner Tarifbereiches C liegt, sind Sie selten einsichtig und beginnen erstmal eine Diskussion mit den Obus-Fahrern bzw. Obus-Fahrerinnen.
Auch die Benutzung der 9-Uhr-Karten vor dem Beginn der Gültigkeit, also vor 09:00 Uhr, sind ein beliebtes Steckenpferd insbesondere älterer Fahrgäste. Andere wiederum wollen sich im ÖPNV mit einem amtlichem Ausweis für Schwerbehinderte ohne gültige Wertmarke fortbewegen. Bei einer Beanstandung dieses Umstandes wird einfach uneinsichtig eine Runde mit den Obus-Fahrern bzw. Obus-Fahrerinnen diskutiert, vielleicht geben sie ja nach!
Wiederum andere Fahrgäste sind der Meinung, das sie ihre erworbenen Monatskarten und auch Schwerbehindertenausweise mit gültiger Wertmarke richtig ausnützen müssen und fahren den halben Tag lang, Runde für Runde, durch die Stadt. Sie befürchten, dass sie etwas verschenken. Eigentlich ist dagegen nichts einzuwenden und sie sollen auch nichts verschenken! Aber Sie fahren ihre Runden auch in den Spitzenzeiten und benötigen dann noch eine Sitzbank, also 2 Plätze, für sich allein. Das muß vielleicht nicht sein! Scherzhaft werden diese Fahrgäste auch Karussell-Fahrer genannt.
Einige unserer Fahrgäste verwechseln den Obus mit einer Mülltonne. Sie lassen alles fallen und liegen, was irgend geht. Ob es sich um leere Getränkekartons, Dosen, Flaschen, belegte Brote oder so "hygienische" Artikel, wie benutzte Papiertaschentücher, Kaugummi oder noch Schlimmeres handelt. Alles kann man finden.
Dann gibt es auch echt vergeßliche Zeitgenossen, die lassen vom obligatorischen Regenschirm über Medikamente bis zum frisch gekauften Blumenstrauß oder Schultaschen alles liegen. Diese Fahrgäste haben bei einer entsprechenden Nachfrage in der Einsatzleitung meistens
Glück. Sie bekommen Ihre Sachen wieder zurück.
Wiederum andere Fahrgäste, meist Jüngere, haben echt künstlerische Talente und ein großes Bedürfnis nach Informationsaustausch. Sie können nur damit nicht bis zur Schule oder bis zu Hause warten, sondern müssen ihre grafischen Kleinkunstwerke oder schriftlichen Botschaften sogleich im Obus mit Kugelschreiber oder Fasermalstift auf den Polstersitzen, Fahrscheinentwertern oder Wänden verewigen.
Einige Jugendliche, ausgerüstet mit gültigen Wochen- und Monatskarten bzw. Schülerausweisen, nutzen des Öfteren den hinteren Teil der Obusse als Jugendclub- bzw. Freizeitheim-Ersatz. Sie fahren gemütlich in den Abendstunden mehrere Runden durch die Stadt und lassen es sich dabei gut gehen. Vielleicht ein Bier oder ein Mix-Getränk gefällig?
Da sind also die Fahrgäste, welche ihre Füße, mit Schuhen natürlich, auf den gegenüberliegenden Sitzen ablegen, relativ harmlos.
Die neusten Trends in unserer Gegend kommen aus der Großstadt Berlin und schwappen erst langsam in die Provinz über.
Nachdem man als Fahrgast von Berliner Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen und S-Bahnen aufgrund von "Blindgängern" oder auch "Glaskünstlern" zerkratzte Scheiben (sog. "scratching") nur noch schwer oder gar nicht seine Umwelt erkennen kann, haben diese Trendsetter auch in Eberswalde Einzug gehalten. Zur Freude aller Fahrgäste hinterlassen Sie Ihre Hyroglyphen, dauerhaft eingekratzt, in den Scheiben der Obusse und anderen Busse.
Vor allem ältere Fahrgäste weiblichen Geschlechts vergessen des öfteren, daß sie bewegt werden und physikalische Gesetze wie Beschleunigung, Verzögerung, Schwerkraft und Fliehkraft auf sie einwirken. Oder kurz gesagt, sie halten sich einfach nicht fest. Als Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerin schaut man in den Spiegel, alles sitzt und man fährt los und im gleichen Augenblick spielen einige Fahrgäste das Bäumchen-wechsele-dich-Spiel, tauschen beim Anfahren wegen Sonnenschein oder anderen Gründen die Sitzplätze ohne festzuhalten und wundern sich dann, daß sie unsanft irgendwo gegenstoßen oder schlimmer noch, sie stürzen.
Einige ältere Fahrgäste des weiblichen Geschlechts benutzen den Obus auch zur Kontaktaufnahme. Sie fahren einige Runden durch die Stadt und machen ein oder mehrere kleine Pläuschchen mit Bekannten oder auch diesem und jenem Fahrgast.
Einige Muttis halten den fahrbaren Untersatz (Kinderwagen) des soeben das Licht der Welt erblickten Nachwuchses für das Standhafteste
überhaupt. Sie halten den Kinderwagen einfach nicht fest und laufen durch den Obus z.B. zum Fahrer um zu bezahlen. Da stehen einem als Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerin die Haare zu Berge und man traut sich nichts mehr, nicht zu lenken, nicht zu bremsen und hofft das alles gut geht.
Eine Klasse für sich sind Hundebesitzer. Einigen Hundebesitzern ist es völlig egal, dass der Obus kein Tiertransporter ist, sondern der Beförderung von Personen, von Menschen, alten und jungen, kleinen und großen, starken und schwachen, Kindern und Erwachsenen dient. Es ist ihnen egal, ob der Obus voller kleiner Kinder, die auch mal kindlich reagieren und sich nicht wehren können, oder auch neuerdings
ausländischer Mitbürger ist, die den Umgang mit Hunden nicht kennen. Es ist ihnen egal, ob ihr Hund Angst vor dem Obus hat und bereits beim Einsteigen den "Rückwärtsgang" einlegt. Es ist ihnen egal, dass tausende unterschiedliche Gerüche, Gerüche von Menschen und anderen Tieren, auf ihren Hund einwirken und unterschiedliche Reaktionen hervorrufen können. Es ist ihnen egal, dass die verschiedensten, teilweise recht lauten, Geräusche auf die hochsensiblen Ohren ihres vierbeinigen Weggefährten einwirken. Sie blenden vollkommen aus, dass ihr Hund im Gedränge auf der untersten Ebene des Obusses vielleicht auch mal aus Versehen getreten werden könnte. Sie verdrängen vollkommen, dass ihr mitgebrachter Hund, sei er auch noch so lieb, nicht Denken kann sondern instinktiv auf äussere Einwirkungen reagiert. Sie kommen mit ihrem vierbeinigem Weggefährten ohne Maulkorb, teilweise sogar ohne Hundeleine, an und wollen in den Obus einsteigen.
Im § 12 Beförderung von Tieren der Beförderungsbedingungen und Tarifbestimmungen des gemeinsamen Tarifs der im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zusammenwirkenden Verkehrsunternehmen
(VBB-Tarif) vom 01.05.2023 ist klar geregelt, das Hunde, die nicht in geeigneten Behältnissen (Käfigen, Transportboxen, Reisetaschen o. Ä.) untergebracht sind, einen Maulkorb tragen müssen. Desweiteren ist die Leinenpflicht und der Maulkorbzwang im § 3 Leinenpflicht und Maulkorbzwang der Hundehalterverordnung - HundehV vom 25. Juni 2024 (GVBI. II - 2024, Nr. 42) per Gesetz im Land Brandenburg geregelt. Viele Hundebesitzer ignorieren das und versuchen immer wieder mit ihrem Hund ohne Maulkorb bzw. Unterbringung desselben in geeigneten Behältnissen den Obus zu benutzen. Sie verkennen auch, dass es keine Beförderungspflicht für Tiere, außer
Blindenführhunde, gibt. Tiere also auch Hunde dürfen befördert werden, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Wenn die Hundebesitzer durch die Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerinnen auf ihr Fehlverhalten hingewiesen werden, reagieren die Hundebesitzer sehr unterschiedlich. Die allermeisten sind einsichtig und legen ihrem Hund einen Maulkorb oder steigen wieder aus. Andere dagegen versuchen durch Trickserei oder Notlügen, wie, „ich lege dem Hund den Maulkorb hinten im Bus an” oder „mein Hund beißt nicht”, trotzdem mit dem Hund ohne Maulkorb einzusteigen. Der Hundebesitzer weiß, dass sein Hund nicht beißt. Der Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerin weiß es jetzt auch. Aber weiß das auch der Hund? Wenn sie erneut abgewiesen werden, vergessen manche Fahrgäste mit Hund auch mal schnell Anstand und ihre gute "Kinderstube" und beschimpfen die Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerinnen auf das Übelste. Andere Fahrgäste mit Hund ohne Maulkorb ignorieren auch mal die Anweisungen der Obus-Fahrer bzw. Obus-Fahrerinnen und laufen einfach durch nach hinten in den Obus. Manchen dieser uneinsichtigen Fahrgäste muss man dann leider die Anforderung polizeilicher Hilfe zur Durchsetzung des Hausrechtes des Nahverkehrsunternehmens androhen. Bei ein bisschen mehr Einsicht und Rücksichtnahme seitens dieser Hundebesitzer wäre das vollkommen unnötig.
Obwohl Informationen über Tarife, allgemeine Beförderungsbedingungen, Fahrpläne usw. an Haltestellen, in Obussen, im Kundencenter und auch im Internet in ausreichendem Maße vorhanden sind, nutzen viele Fahrgäste diese Möglichkeiten nicht. Manche Fahrgäste haben aus Unkenntnis auch Probleme mit der ganz normalen Nutzung der Obusse und der Fahrgastabfertigung. Bei ihnen tauchen dann die verschiedensten Probleme und Fragen auf, auf die sie teilweise recht erbost reagieren.
In der kalten Jahreszeit gibt es leider schon eine Anzahl von bedauernswerten Fahrgästen, die den Obus als Wärmestube oder Aufenthaltsraum nutzen.
Die meisten Fahrgäste benutzen den Obus aber als das, was er ist, ein umweltfreundliches, weil abgasloses und teilweise Energie
zurückgewinnendes, Beförderungsmittel.
Aber wie schon oben aufgeschrieben: Alles normal, wie in jeder anderen Stadt auch.