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Die erste Obus-Linie in Eberswalde
Im Februar 1901 wurde mit dem Bau der Fahrleitung in der Eisenbahnstraße begonnen.
Die Fahrleitung wurde in 7 m Höhe an Holzmasten verlegt, an denen
Querdrähte mit 1200 kp Spannkraft angebracht wurden. Die Fahrdrähte hatten einen
Abstand von 300 mm und bestanden aus Kupferdraht mit einem Durchmesser von 8 ¼ mm.
Das Foto zeigt die Fahrleitung des ersten Eberswalder Obusses auf der Eisenbahnstraße an der Kreuzung
Zimmer-Straße in Richtung Bahnhof. Sehr gut kann man die 7 m hohen Holzmasten erkennen.
Das Depot der ersten Eberswalder Obus-Linie befand sich in der Zimmerstraße in
unmittelbarer Nähe des Städtischen Gaswerkes.
Da in Eberswalde, bis auf einige private Ausnahmen, noch keine allgemeine Stromversorgung
vorhanden war, wurde unmittelbar neben dem Depot zur Stromversorgung der Obus-Anlage ein 36 PS
starker Sauggasmotor, der mit Stadtgas angetrieben wurde, errichtet. Dieser Saugasmotor
war über einen Riementrieb mit einem Kompensationsgenerator von 24 kW Leistung gekoppelt.
Der Sauggasmotor war von der Firma A.- G. Dresdner Gasmotorenfabrik und der
Kompensationsgenerator von der Karlsruher Gesellschaft für elektrische Industrie
hergestellt worden.
Nach der Errichtung der Fahrleitung fanden umfangreiche Probefahrten statt.
Am 12.03.1901 wurde die erste Probefahrt in der Eisenbahnstraße durchgeführt.
Weitere Probefahrten führten etappenweise am 13.03.1901 bis zur Kreuzung
Eisenbahnstraße/Blumenwerderstraße und am 14.03.1901 bis zum Staatsbahnhof.
Ab 15.03.1901 fanden regelmäßige Probefahrten statt. Sie dienten
der Schulung des Personals und der Gewöhnung der Umwelt an das neue Gefährt.
Am 18.03.1901 wurde die Anlage 60 aus Berlin angereisten Fachleuten aus Politik und Wirtschaft
vorgestellt.
Am 22.03.1901 wurde die erste Obuslinie in Eberswalde eröffnet. Die erste Obuslinie war
zwischen 08:00 Uhr und 22:30 Uhr im Einsatz.
Die Fahrt ohne Halt kostete 10 Pfennige und dauerte 2 Minuten. Damit war dieser Obus doppelt
so schnell wie die damaligen Pferdeomnibusse.
Die Versuchsanlage war immer Eigentum der Firma GANZ Budapest/Ungarn, die von den
Konstrukteuren den Vertrieb für Europa gekauft hatte.
Der erste Obus war bereits auf der Weltausstellung in Paris 1900 im Einsatz und gelangte nach
Beendigung der Weltausstellung nach Eberswalde. Das Fahrzeug gehörte der Compagnie de
Traction par Trolley Automoteur. Ursprünglich war der erste Obus ein Pferdeomnibus, der
bereits 1869 gebaut worden war.
Das Fahrzeug erreichte eine Geschwindikeit von 12 km/h.
Nach 3 Monaten wurde der Versuchsbetrieb wegen folgender Mängel eingestellt:
- Mängel an der Stromversorgung
Der Gasmotor hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Standfestigkeit zum
Dauerbetrieb. Der Betrieb des Gasmotors wurde auch sehr durch die stark schwankende
Gasversorgung beeinflußt.
- Mängel an der Bereifung
Im Original hatte das Fahrzeug Hartgummibereifung, die jedoch den Beanspruchungen des
Obusverkehrs nicht gerecht wurde. Die später angebrachte Eisenbereifung war auch nicht
die Lösung des Problems.
- Mängel am Kontaktsystem.
Nach Abbau der Versuchsanlage in Eberswalde wurde dieselbe Obusanlage im Jahre 1902
nochmals in Kopenhagen/Dänemark aufgebaut und anschließend wahrscheinlich nach
Ungarn (K&K-Monarchie) zur Elektrofirma GANZ verbracht.
Das Foto zeigt den ersten Eberswalder Obus auf der Eisenbahnstraße an der Kreuzung
Wilhelm-Straße in Richtung Alsen-Platz (heute: Karl-Marx-Platz).
Das Foto zeigt den ersten Eberswalder Obus auf der Eisenbahnstraße kurz hinter der
Kreuzung Zimmerstraße in Richtung Bahnhof.
Auf diesem Foto können Sie rechts oben sehr gut die Zuleitung zum Kontaktwagen und den
Kontaktwagen sehen.
Das Foto zeigt den ersten Eberswalder Obus mit Zielschild Alsen-Platz.