Die Fahrleitung des ersten Unterabschnittes der Anbindung des Stadtteiles Finow von der Kreuzung Spechtausener Straße/Leninstraße zum Kleinen Stern wurde am 14.04.1990 fertiggestellt. Eine Inbetriebnahme war aber wegen fehlender Haltestellen noch nicht möglich.
Am 11.06.1990 konnten die Eberswalder Bürger einen modernen westdeutschen Duo-Bus vom Typ Daimler-Benz/AEG O 405 GTD in Augenschein nehmen. Das Fahrzeug war auf dem Rückweg von einer Präsentation in Norwegen und wurde nun für ein paar Stunden in Eberswalde vorgestellt. Dieses Fahrzeug verfügte sowohl über einen Elektroantrieb als auch über einen in etwa gleichstarken Dieselantrieb. Damit war das Fahrzeug variabel einsetzbar.
Am 28.06.1990 wurde der von der Treuhandanstalt verwaltete VEB Kraftverkehr Eberswalde-Finow in eine Kapitalgesellschaft, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt und firmierte fortan unter Verkehrs- und Speditonsgesellschaft mbH.
Am 01.07.1990 wurde in der noch existierenden Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Deutsche Mark (DM) der Bundesrepublik Deutschland (BRD) als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.
Am 02. Juli 1990 erfolgte die Einweihung der Linienführung von der Kreuzung Spechtausener Straße/Leninstraße zur Schönholzer Straße, Kleiner Stern im Stadtteil Finow. Die Neubaustrecke wurde von der Linie S 2 befahren. Die Neubaustrecke hatte ein Länge von 2,1 km. Damit war auch der Stadtteil Finow an das Obus-Netz angeschlossen.
Da das Walzwerk nicht an das Obus-Netz angeschlossen worden war, verkehrte nun eine Buslinie vom Kleinen Stern über Walzwerk, Erich-Steinfurth-Straße, Finow Post, den Großen Stern zurück zum Kleinen Stern. Diese wurde aber von den Fahrgästen nicht angenommen und nach dreiwöchigem Probebetrieb wegen zu geringer Auslastung am 21. Juli 1990 eingestellt. Dafür verkehrte ab September 1990 eine Buslinie vom Wohngebiet "Max Reimann" über Kleinen und Großen Stern zum Walzwerk.
Im Herbst 1990 wurde der Gelenkobus Nr.11II vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 als erster Obus in Eberswalde mit Werbung ausgestattet. In der Folge wurden alle weiteren Obusse mit Werbung ausgestattet. Damit wurde unter den nunmehr marktwirtschaftlichen Bedingungen eine Geldquelle zur Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs erschlossen.
Am 03.11.1990 hatte das meistbenutzte Verkehrsmittel unserer Stadt Eberswalde, der Oberleitungsomnibus, 50jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlaß fand bereits am 02.11.1990 eine Fachtagung zum Thema Obus/Duo-Bus statt. Auf dieser Fachtagung wurde ein werksneuer Duo-Bus vom Typ DaimlerBenz/AEG O 405 GTD vorgestellt, welcher am Tage zuvor in Eberswalde eintraf.
Am 01. Februar 1991 wurden nach über 40 Jahren erstmals die Fahrpreise für den Obus erhöht. Sie stiegen für Erwachsene von 15 Pfennige auf 50 Pfennige pro Fahrt und für Kinder von 10 Pfennige auf 25 Pfennige pro Fahrt.
Am 26. Mai 1991 wurde der Fahrplan geändert. Vom 15-Minuten-Takt wurde zum 12-Minuten-Takt übergegangen, der in der Hauptverkehrszeit auf der Linie S 1 Nordend-WK "Max Reimann" auf den 6-Minuten-Takt und auf der Linie S 2 Ostend-Kleiner Stern auf den 8-Minuten-Takt verkürzt wurde.
Die großzügigen Planungen zur Netzerweiterung und auch des Neubaus eines Betriebshofes in Eberswalde/Nordend wurden Mitte der achtziger Jahre und später auch unter dem Einfluß der Treuhandanstalt überarbeitet und reduziert. Der Güterverkehr der Verkehrs- und Speditionsgesellschaft mbH sollte privatisiert werden. Damit einher wurden Aufteilungen der materiellen und finanziellen Mittel, insbesondere auch des Grundstückes vorbereitet.
Da der Neubau eines Betriebshofes für den Obus-Verkehr in Nordend aufgrund der Reduzierungen und vor allem der geplanten Privatisierung des Güterverkehrs nicht erfolgte, wurde im Juli 1991 mit der Errichtung einer Fahrleitungsanlage auf dem Omnibusbetriebshof in Nordend begonnen.
Viele Eberswalder Betriebe hielten der Marktwirtschaft nicht stand und wurden geschlossen. Deshalb wurde am 04.11.1991 wiederum ein neuer Fahrplan eingeführt. Diese Umstellung erfolgte, da inzwischen keine Beförderungsspitzen in den Hauptverkehrszeiten zu verzeichnen waren. Auch aufgrund der Depotverlegung und der damit verbundenen Änderung der Dienste wurde auf den Linien S 1 und S 2 ein ganztägiger 10 Minuten-Verkehr eingeführt. Hierfür wurden dann 14 Obusse benötigt.
Der 15 Minuten-Verkehr auf beiden Linien an Samstagen und am Sonntagnachmittag wurde durch einen 20 Minuten-Verkehr ersetzt, während der 30 Minuten-Verkehr abends und sonntagvormittags bestehen blieb.
Da die Instandhaltung einiger Gelenkobusse vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 Anfang 1992 nicht mehr wirtschaftlich effektiv und ein Ersatz derselben notwendig war, wurden im April 1992 wurden 5 gebrauchte Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 von einem Fahrzeughändler gekauft. Die gekauften Gelenkobusse verkehrten ehemals bei den Salzburger Stadtwerken/Verkehrsbetrieben.
Die 5 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 erhielten die Wagen-Nummern 16III, 19III, 26II, 27II und 28II. Diese Gelenkobusse dienten als kurzzeitige Zwischenlösung bis zur Anschaffung von neuen Fahrzeugen. Langfristig wurde die Beschaffung von Neufahrzeugen angegangen.
Am 20. Juli 1992 wurde die Verkehrs-und Speditionsgesellschaft mbH, die als Nachfolger des VEB Kraftverkehr Eberswalde- Finow sowohl Öffentlichen Personennahverkehr als auch Güterverkehr betrieb, rückwirkend zum 01.01.1992 in zwei neue Kapitalgesellschaften aufgeteilt. Die Barnimer Busgesellschaft mbH, eine Kapitalgesellschaft des Landkreises Barnim, war nun der Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs und die Eberswalder Speditionsgesellschat mbH Dettendorfer und Partner, eine Tochtergesellschaft der Dettendorfer Spedition Nußdorf, betrieb den Güterverkehr.
Im Oktober 1992 wurde ein neues zeitabhängiges Tarifsystem für den Stadtverkehr Eberswalde eingeführt. Dazu wurden alle Obusse mit Druckentwertern ausgerüstet. Ein Fahrschein war wochentags in der Zeit von 06:00 bis 20:00 Uhr 30 Minuten und außerhalb dieser Zeit sowie an Feiertagen und Wochenenden 45 Minuten gültig.
Im April 1993 wurde ein neuartiges dreistelliges Wagennummern-System für alle Fahrzeuge der Barnimer Busgesellschaft mbH eingeführt. Bei den Obussen änderte sich wenig. Die bestehenden Wagennummern der Obusse wurden um eine vorgesetzte Null ergänzt.
Nachdem bereits 1991 die Verbindungsstraße, die verlängerte Schönholzer Straße, zwischen dem Wohngebiet "Max Reimann" und dem Kleinen Stern in Finow fertiggestellt worden war, begannen im April 1993 die Bauarbeiten an der bereits geplanten Fahrleitung zur Verbindung der Obus-Linien S 1 und S 2 . Das Wohngebiet "Max Reimann" war inzwischen in Brandenburgisches Viertel umbenannt worden.
Nachdem die verschiedensten Obus-Typen mit ihrer unterschiedlichen Technik und Ausrüstung in der Vergangenheit in Eberswalde in der Praxis getestet wurden, fiel die Entscheidung zur Beschaffung zugunsten des Gelenkobusses vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17. Diese Entscheidung wurdeletztlich auch begünstigt durch die bisherige ausschließliche Beschaffung von neuen Dieselbussen der Marke MAN für die Barnimer Busgesellschaft mbH und letztlich war und ist die Österreichische Automobilfabrik (ÖAF) ein Tochterunternehmen der Firma MAN.
Im Zusammenhang mit einer Fahrzeugbestellung der Innsbrucker Verkehrsbetriebe wurden 15 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17 bestellt. Die Lieferung der Fahrzeuge war zwischen 1993 und 1995 geplant.
In diesem Zusammenhang wurde die Linienführung der Obus-Linien verändert. Die Linie S 1 führte nun von Nordend zum Kleinen Stern in Finow, weiter zum Brandenburgischen Viertel und vom Brandenburgischen Viertel zurück nach Nordend. Die Linie S 2 führte von Ostend zum Brandenburgischen Viertel, weiter zum Kleinen Stern nach Finow und von Finow zurück nach Ostend.
Ab 1994 wurden die Betriebsanlagen auf dem Betriebshof Eberswalde/Nordend grundlegend erneuert und modernisiert. Desweiteren wurden mit Fördermitteln große Teile der Fahrleitung erneuert. So wurde die Fahrleitung zwischen Markt und Bahnübergang Nordend im Jahre 1994 erneuert.
Ab Juli 1994 wurden weitere 4 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17 geliefert. Diese Gelenkobusse wiesen bereits einige technische Verbesserungen auf. Sie erhielten die Wagennummern 031, 032, 034 und 035.
Nach der Erneuerung des Fuhrparkes wurden bis Ende 1994 die aus Salzburg gebraucht erworbenen 5 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 aus dem Fahrdienst genommen. Zwei Wagen wurden verschrottet und 3 Wagen bildeten bis Juli 1995 eine Reserve.
Zum Anfang des Jahres 1995 wurde die neue Werkstatt und anschließend die Prüfhalle in Betrieb genommen.
Im Juli 1995 erfolgten verstärkt Aussonderungen aus dem Bestand der Gelenkobusse vom ungarischen Typ Ikarus 280.93. Da Probefahrten mit dem bereits nach Timisoara/Rumänien verkauften Gelenkobus Nr. 001 dort erfolgreich verlaufen waren, wurden weitere nicht mehr benötigte Gelenkobusse im Zeitraum August bis Dezember 1995 nach Timisoara/Rumänien verkauft. Auch 3 ehemalige Salzburger Gelenkobusse des österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 wurden nach Timisoara/Rumänien verkauft. Die restlichen ausgesonderten Gelenkobusse wurden verschrottet.
Im Bestand befanden sich nun noch 6 Gelenkobusse des ungarischen Typs Ikarus 280.93 und zwar der Wagen 002 sowie die Wagen 021 bis 025. Der Gelenkobus Nr. 002 vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 hatte erst im Jahre 1993 eine Aufarbeitung und Neulackierung erhalten. Dieser Gelenkobus diente als Reservewagen. Aufgrund des sehr hohen moralischen und auch technischen Verschleißes war dieser Gelenkobus zuletzt bei den Obusfahrern äußerst unbeliebt.
Die im Jahre 1990 gelieferten Gelenkobusse Nr. 021 bis 025 erhielten im Zeitraum November 1994 bis März 1995 eine Neulackierung in den Firmenfarben der Barnimer Busgesellschaft mbH.
Im Dezember 1995 wurde die Fahrleitung in Nordend erneuert.